Die Transaktionsanalyse Teil I
- Thorsten Wirth
- 6. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Die Transaktionsanalyse (TA) ist ein tiefgründiges und vielseitiges psychologisches Modell, das sowohl für die Einzeltherapie als auch für die Gruppentherapie unglaublich wertvoll ist und international zu den tiefenpsychologisch fundierten Methoden zählt.
1. Grundlagen der Transaktionsanalyse (TA):
Die Transaktionsanalyse wurde in den 1950er und 1960er Jahren von dem Psychiater Eric Berne entwickelt. Berne wollte eine Psychologie schaffen, die für jeden zugänglich und verständlich ist, nicht nur für Fachleute.
Kern der TA ist die Idee, dass wir alle in drei "Ich-Zuständen" existieren und interagieren:

Das Eltern-Ich (Ego-State): Dieser Ich-Zustand repräsentiert die verinnerlichten Botschaften, Regeln, Werte und Verhaltensweisen unserer Elternfiguren (oder anderer wichtiger Bezugspersonen in unserer Kindheit). Es gibt zwei Hauptformen:
Kritisches Eltern-Ich: Äußert sich in kritischen, wertenden, strafenden oder kontrollierenden Verhaltensweisen. Es kann sich in Sätzen wie "Das macht man nicht!", "Du solltest...", "Du bist falsch!" äußern. Es kann aber auch fürsorglich und kritisch sein, z.B. wenn es vermeintlich "zum Besten" eines anderen kritisiert.
Fürsorgliches Eltern-Ich: Zeigt sich in nährenden, unterstützenden, tröstenden und helfenden Verhaltensweisen. Sätze könnten sein: "Ich bin für dich da", "Das wird schon wieder", "Brauchst du Hilfe?". Auch hier ist Vorsicht geboten: Überfürsorglichkeit kann entmündigend wirken.
Das Erwachsenen-Ich (Ego-State): Dieser Ich-Zustand ist der rationale, objektive und informationsverarbeitende Teil unserer Persönlichkeit. Er ist auf die Realität ausgerichtet, sammelt Fakten, analysiert Situationen und trifft vernünftige Entscheidungen. Das Erwachsenen-Ich ist nicht emotional im Sinne von irrational, aber es kann Emotionen wahrnehmen und integrieren. Es fragt: "Was sind die Fakten?", "Was ist die beste Lösung?", "Wie können wir das Problem lösen?". Es ist der "Problemlöser" in uns.
Das Kindheits-Ich (Ego-State): Dieser Ich-Zustand repräsentiert die Gefühle, Impulse, Bedürfnisse und Verhaltensweisen, die wir in unserer Kindheit entwickelt haben. Es gibt auch hier Unterkategorien:
Freies Kind (Natürliches Kind): Spontan, kreativ, neugierig, verspielt, lustig, aber auch impulsiv, egozentrisch und manchmal ungesteuert. Es drückt Freude, Trauer, Wut und andere Gefühle authentisch aus. Es fragt: "Was will ich?", "Was macht Spaß?".
Angepasstes Kind: Hat gelernt, sich anzupassen, um die Erwartungen der Eltern (oder anderer Autoritäten) zu erfüllen und Ablehnung zu vermeiden. Es kann brav, gehorsam, ängstlich, unsicher, aber auch rebellisch oder trotzig sein (als Form der Anpassung an negativeErwartungen). Es fragt: "Was soll ich tun?", "Was wird von mir erwartet?".
Rebellisches Kind: Eine Form des Angepassten Kindes, das Widerstand leistet, oft passiv-aggressiv oder durch offene Rebellion. Es lehnt sich gegen Regeln und Erwartungen auf, oft aus dem Bedürfnis nach Autonomie oder Aufmerksamkeit.
Wichtige Punkte zu den Ich-Zuständen:

Jeder hat alle drei Ich-Zustände: Es geht nicht darum, "bessere" oder "schlechtere" Ich-Zustände zu haben. Alle sind wichtig und haben ihre Funktion.
Situationsabhängigkeit: Wir wechseln ständig zwischen den Ich-Zuständen, je nach Situation und Interaktionspartner.
Ich-Zustände sind nicht fest: Sie sind Muster von Denken, Fühlen und Verhalten, keine starren Persönlichkeitstypen.
Diagnose der Ich-Zustände: TA-Therapeuten lernen, Ich-Zustände durch verbale und nonverbale Hinweise (Sprache, Tonfall, Körperhaltung, Mimik) zu erkennen.
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